Mit folgenden drei Themen haben wir uns im Neovaude-Team zum Jahreswechsel 2019/2020 intensiv beschäftigt: die Möglichkeit von Mitarbeiter*innenbeteiligung am Unternehmen, das Auflösen von den (ohnehin schon flachen) Hierarchien und das individuelle Rollenverständnis mit den damit einhergehenden Verantwortlichkeiten.
Das alles vor dem Hintergrund des Konzeptes von »New Work« und mit dem Ziel, einen Arbeitsplatz zu gestalten, der unseren Vorstellungen entspricht. Wir haben viele Ressourcen in unsere internen Organisations- und Kommunikationsstrategien, die Unternehmensstrukturen und Arbeitsmethoden investiert. Wir haben geforscht und unsere eigene Vision von »New Work« entwickelt. Und dann kam Corona. Wir erkannten, dass wir die bis dahin geführten Diskussionen nicht weiterführen konnten – nicht in der gewünschten und erhofften Tiefe, nicht in der Zeit, die wir uns dafür nehmen wollten.
Wir wollten uns nicht nur, wir mussten uns verändern
Rückblickend können wir feststellen, dass wir den New-Work-Kosmos nie verlassen haben. Doch rückten andere Faktoren in den Fokus. Innerhalb von wenigen Wochen mussten wir uns verändern – nicht aus einer freiwilligen Idee heraus, sondern notgedrungen. Um den Laden überhaupt am Laufen zu halten.
Unsere Diskussionen wurden auf einmal von zwei Merkmalen des New-Work-Gedankens dominiert: Digitalität und Agilität. Mit dem Wegfall von Live-Veranstaltungen seit März 2020 ist der wichtigste Bereich unserer Arbeitswelt komplett weggebrochen. Dieser Umstand forderte uns heraus, das Neovaude-Geschäft binnen kürzester Zeit neu zu denken. Dass wir immer noch hier sind, ist Beweis genug dafür, dass wir uns an die neue Situation mit all ihren Herausforderungen angepasst haben. Der Weg ist kein leichter.
Die vergangenen Monate brachten unsere Neovaude-Systeme an ihre Grenzen oder sprengten diese gar. Der bewusste Verzicht auf strenge hierarchische Ordnungen verstärkte bei vielen Teammitgliedern das Gefühl von Unsicherheit und Ziellosigkeit. Die Forderungen nach Selbstmanagement, Offenheit und Einsatzbereitschaft verursachten einen diffusen Leistungsdruck. Die unterschiedlichen Arbeitstypen unter den Kolleg*innen manifestierten sich, wurden sichtbarer denn je und verlangten teils divergierende Formen der Arbeitsordnung und Führung.
Veränderung ist ein essenzieller Teil unserer Unternehmensphilosophie
Wieder mal stellen wir fest: Wir müssen offen sein für Neues, Ideen hinterfragen und lernen, uns der Aufforderung zu stellen, Lösungen miteinander zu erarbeiten – passend zu Neovaude, unserem Tempo und unseren Erwartungen an den eigenen Arbeitsplatz.
Wenn sich Rahmenbedingungen, Aufgaben, Selbstverständnis, Perspektiven und Ziele gleichzeitig ändern, ist es schwer, den Durchblick zu behalten. Wer sagt, wo es langgeht? Müssen wir die Unternehmensstruktur und unsere Arbeitswelt verändern, um zu überleben? Oder erstmal überleben, um die Strukturen verändern zu können? Wie entwickeln sich die Erwartungen an den Arbeitsplatz, die Kolleg*innen oder an das Unternehmen? Wie viel Kraft für weitere Veränderungen kann jeder und jede Einzelne von uns noch aufbringen? Wie viel Veränderung halten wir aus?
Unsere Antwort lautet: Wir gehen so offen wie möglich mit der Situation um, tauschen unsere Vorstellungen von Arbeitswelt und Führung regelmäßig untereinander aus. Wir sind bereit, uns immer wieder neu aufzustellen und wir wissen, dass wir uns dabei kritisch hinterfragen müssen. Uns ist bewusst, dass es keine Generallösung gibt. Und dass der Streit um den richtigen Kurs belastend, anstrengend und ungewiss wird. Aber:
Wir sind die Zukunft
Als wir Ende 2019 zum fünften Geburtstag von Neovaude unser Magazin Neovaude 5 herausgebracht haben, luden wir darin alle Interessierten ein, gemeinsam mit uns die Arbeitswelt umzugestalten und neue Ideen zu entwickeln. Diese Aufforderung wiederholen wir.
Auch wenn unsere Ausgangslage 2021 eine andere ist, wir uns an einem anderen Punkt befinden, ist für uns klar: Wir werden die alte Diskussion weiterführen, bereichert durch neu gesammelte Erfahrungen und daraus resultierende neue Ideen. Zu dem Prozess gehört auch, dass wir unsere Partnerschaften und Dienstleistungsbeziehungen neu bewerten. Wir werden Wegbegleiter*innen verlieren, die andere Ziele verfolgen. Das müssen wir aber in Kauf nehmen, da für uns diese Ziele entscheidend sind: Sinnorientierung, Verantwortungsbewusstsein, Selbstorganisation.
Wir erkennen in der derzeitigen Situation eine große Chance für positive Veränderung in vielen Bereichen der Arbeitswelt, wie zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle, die Digitalisierung oder das Abwetzen von Hierarchien. Wir können diese Zukunft mitgestalten. Dies erfordert Mut, um Ängste und Unsicherheiten zu überwinden. Doch wir sind uns sicher: Die Wirtschaft braucht mehr Haltung.
Die Neovaude-Erfolge dieser Zeit geben uns das Vertrauen, dass es sich lohnt, für eine bessere, gesündere und nachhaltige Zukunft der Arbeit einzustehen.
Wir nutzen den Moment auch für einen Neustart unserer internen und externen Kommunikation. In den nächsten Wochen möchten wir Sie einladen, uns näher kennenzulernen. Steigen Sie ein in unsere Diskussion um die Zukunft, neue Arbeitsfelder und Arbeitswelten.
Zu Anfang zeigen wir Ihnen hier unsere neuen Arbeitsfelder. Wir sprechen mit Gundi Beck über ihre neue Rolle als Geschäftsführerin. Wir nehmen Sie mit nach Berlin, wo wir ein neues Büro aufgemacht haben. Wir stellen Ihnen unsere neuen Kolleg*innen vor und zeigen Ihnen, welche Rollen wir gerade neu besetzen. Außerdem können Sie uns fragen, was Sie schon immer über Neovaude wissen wollten.