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Was kann ich schon machen?

#GutesTun

20.01.2022
Philip Hartmanis

Viele Wochen habe ich die Arbeit am Leitartikel zum Thema „Gutes tun“ liegen lassen. Es ist mir nicht gelungen, das komplexe Thema gedanklich zu umfassen. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass das auch nicht möglich ist. Daher habe ich entschieden, einfach loszulaufen, statt weiter nach dem besten Weg zu suchen.

Ich nehme Sie heute mit auf diese Reise der kleinen Schritte von Willy Brandt über die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer sowie über Dr. Josef Mönninghoff zur Neven Subotic Stiftung.

Meine Recherchen haben mich auf einen Moment im Oktober 1971 aufmerksam werden lassen: In den zwei Jahren seit dem Amtsantritt von Willy Brandt hatten sich die Regierungskoalition und die Union durchgehend scharfe Rededuelle geliefert. Einen Streit um den Bundeshaushalt unterbrach Bundestagspräsident Kai-Uwe von Hassel (CDU) dann überraschend: „Ich erhalte soeben die Nachricht, dass die Nobelpreiskommission des norwegischen Parlaments heute dem Herrn Bundeskanzler (…) den Friedensnobelpreis verliehen hat.“

Auf der Internetseite der Willy Brandt Stiftung ist nachzulesen, dass dabei „kurz nach 17 Uhr für einen Moment Ruhe im Plenarsaal einkehrte“. Auch wenn die Opposition nur sitzend Applaus gespendet haben soll, hat man zusammen den Kopf hochgenommen und einen Augenblick über die trennenden Gräben der kleinteiligen nationalen Agenda hinweg geschaut.

 

„Die Zukunft wird nicht gemeistert von denen, die am Vergangenen kleben.“

Willy Brandt, 1971

 

Die von Willy Brandt geprägte Politik der kleinen Schritte, sein Beharren auf Verständigung und der Einsatz für eine globale Ethik sind angesichts wachsender globaler Sicherheits-, Wirtschafts- und Umweltprobleme 50 Jahre später weiter aktuell. Seine damaligen Entwürfe von Weltinnenpolitik erfahren im 21. Jahrhundert allerdings eine Weiterentwicklung.

Die Politik des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung orientiert sich an den Kernbotschaften der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Die handlungsleitenden Prinzipien (5 Ps) verdeutlichen die Zusammenhänge zwischen den Nachhaltigkeitszielen: Es soll die Gesamtheit an Institutionen, Regelsystemen und Mechanismen betrachtet werden.

Das Geschehen auf den großen Bühnen der Welt lässt uns jedoch wie Zuschauer*innen dastehen. Was kann ich schon machen? Alle Veränderungen auf der persönlichen Ebene bringen zudem Unsicherheiten mit sich und provozieren Gegenangriffe der Skeptiker*innen. Die hitzigen Debatten um Klimaziele, Energiewende, Mobilität, Ernährung, Gesundheit, Gerechtigkeit, nicht-diskriminierende Sprache, Führungsstile, Wirtschaftssysteme, Achtsamkeit, Verantwortung oder Ethik lassen Gräben tiefer werden und versperren den Weg zu einem neuen Umgang.

Ich habe mir im Dezember die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer angeschaut. Die Informationen sind nicht neu. Aber die Bilder vom rücksichtlosen Umgang mit den Ressourcen, von Verschwendung, Großwildjagden sowie Umweltkatastrophen lassen mich wütend und hilflos zurück. Wie die Veränderungen unseres Planeten das Entstehen von Pandemien begünstigen und welche Folgen das haben kann, erleben wir in diesen Tagen ganz konkret.

Welche Momente brauchen wir noch, um den Kopf hochzunehmen und den Blick auf unsere Zukunft zu richten? Den erlaubt sich die Ausstellung in ihrem letzten Kapitel. Dieser Teil macht Mut und zeigt, dass wir Antworten finden auf die großen Fragen der Nachhaltigkeit. Ich bin dabei überzeugt von der Wirksamkeit einer jeden einzelnen Person.

 

„Die Wirtschaft braucht mehr Haltung.“

 

Besonders die Unternehmen sehe ich in einer wichtigen Position für Veränderung und nachhaltige Entwicklung. Bei Neovaude wollen wir uns dafür einsetzen, dass die Wirtschaft mehr Haltung zeigt und dass Unternehmen für die Menschen da sind. Unsere Expert*innen gestalten Beziehungen. Das tun wir, indem wir Verantwortung für ein nachhaltiges Miteinander übernehmen. Wir entwickeln mit Offenheit für Neues und Sinn für Wirtschaftlichkeit beeindruckende Lösungen.

Mit dem „B Impact Assessment“ (BIA) haben wir uns dabei auf den Weg zur „B Corporation Zertifizierung“ gemacht.

Ich bin mir sicher, im Sinne der Worte von Dr. Josef Mönninghoff zum Jahreswechsel: Wir brauchen diese „eigenen und gemeinsamen Haltungen, die uns aufrecht halten, uns Ausdauer geben und sinnvolle Orientierungen für Zukünftiges. Die uns befähigen, die eigenen und gesellschaftlichen Ressourcen gemeinsam und nachhaltig zu nutzen, dem Leben ein verantwortliches Gegenüber zu sein.“

In seinem Schlussabsatz plädiert der Coaching-Experte für „weniger üblich Großartiges, sondern für eher Einfaches und Poetisches“. Er zitiert dort aus der Abschiedsrede unserer Ex-Kanzlerin: „Mit Fröhlichkeit im Herzen sich an die Arbeit machen.“

Ganz besonders bemerkenswert tut dies die Neven Subotic Stiftung. Auf deren spannende Bildungsreihe „WIRKlich WIRKsam“ möchte ich hier aufmerksam machen. Es sind noch Plätze frei. Melden Sie sich doch noch an.

Lassen Sie uns gemeinsam #Gutestun und den Kopf hochnehmen bei den notwendigen Debatten, die wir gerne hier sowie persönlich fortsetzen wollen.

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